Protestaufruf des BgA

Liste der UnterstützerInnen | Download: Dokumentation Al-Quds-Tag 2003 [387 kB]

Aufruf gegen die Al-Quds-Demonstration auf dem Berliner Kudamm am 22. November 2003

Nach der islamischen Revolution im Iran erklärte Ayatollah Khomeini 1979 den letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan zum internationalen Al-Quds (Jerusalem)-Tag und rief die Muslime weltweit auf, an diesem Tag zu demonstrieren. „Aus islamischen, menschlichen, wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und (allgemein) politischen Gesichtspunkten ist die Gegenwart Israels eine gewaltige Bedrohung gegen die Völker und Staaten der Region. Und es gibt nur eine Lösung, das Problem im Mittleren Osten zu lösen, nämlich die Zerschlagung und Vernichtung des zionistischen Staates“, erklärte Khomeinis Nachfolger, Ayatollah Ali Khamenei, 1999 das Anliegen der Al-Quds-Demonstration.

Seit 1995 folgen auch in Deutschland jedes Jahr Tausende diesem Aufruf und versammeln sich am folgenden Samstag in Berlin zur zentralen Demonstration. Sie begehen keinen religiösen Feiertag, wie es einige interkulturelle Kalender suggerieren. Sie formieren sich zu einem politischen Kampftag, zu dem die im Iran herrschenden Mullahs im Namen des Islam aufrufen.

Die weltweiten Al-Quds-Demonstrationen werden vom Iran aus koordiniert und von verbündeten islamistischen Zentren und Organisationen vor Ort organisiert. In Deutschland sind es das unter Beobachtung des Verfassungsschutz stehende Islamische Zentrum Hamburg und die ebenfalls unter Beobachtung stehende Hizbullah. Für Islamisten unterschiedlichster nationaler Herkunft ist die Berliner Al-Quds-Demonstration auf dem Kudamm der zentrale öffentliche Aufmarsch, bei dem sie sich zur Vernichtung Israels bekennen und ihre Solidarität mit dem iranischen Mullahregime und islamistischen Terrorgruppen weltweit zur Schau stellen: „Liebe Christen gebt doch acht, Zionisten haben hier Macht“, „Zionisten wolln die Welt kaufen mit geklautem Geld“, „Israel kennt keine Scham, doch wird siegen der Islam“, skandieren die Demonstranten seit 1995 auf Berlins Straßen, ohne dass sie auf nennenswerte öffentliche Kritik stoßen. Es wäre ein Skandal, wenn dieser aggressiv demonstrierte Antisemitismus und die Vernichtungsdrohung gegen Israel weiterhin ignoriert oder gar akzeptiert würden, denn die politische Kampfansage der antisemitischen Islamisten an Israel ist auch eine Kampfansage an ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Muslimen, Juden und Christen in diesem Land! Deshalb richtet sich unsere politische Bekämpfung der Islamisten auch gegen jede rassistische Stigmatisierung der Muslime und schließt die Forderung nach gleichen sozialen und politischen Rechten für alle Migranten ein.

Die Unterzeichnenden dieses Aufrufs haben ganz unterschiedliche Einstellungen zum Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, doch uns eint das Eintreten für die sichere Existenz des jüdischen Staates und die verzweifelte Hoffnung auf eine baldige friedliche Lösung für alle Menschen im Nahen Osten. Eine Hoffnung, die immer wieder aus antisemitischem Hass und strategischem Kalkül von islamistischen Terrorgruppen und auch der iranischen Führung zerstört wird. Wir solidarisieren uns deswegen mit der mutigen iranischen Studenten- und Demokratiebewegung sowie mit allen Muslimen weltweit, die sich diesen Mächten entgegenstellen und hoffen, dass in diesem Jahr die Al-Quds-Demonstration in Berlin auf heftige Kritik aus allen Teilen unserer Gesellschaft stoßen wird.